Klassisch-virtuelle Rekrutierung
Vor bald einem Jahr haben wir im Beitrag „Diesmal klassisch: We Are Hiring“ unsere Absicht beschrieben, erstmals ein neues Teammitglied auf mehr oder weniger konventionelle Art zu suchen. Durch diesen für uns neuen Prozess haben wir zum einen interessante, talentierte Menschen kennengelernt und zum anderen auch viele lehrreiche Erfahrungen gemacht. War die Rekrutierung ein Erfolg?
Mit dieser herkömmlichen Art von Suche wollten wir den Kreis von potentiellen Mitarbeitenden öffnen, der sich bis anhin weitgehend auf die Open-Source-Community beschränkte. Da wir sowohl Unterstützung für unsere Schweizer Agentur als auch für unsere Deutsche Niederlassung brauchten, haben wir erstmals auf unserer eigenen Stellenplattform Freshjobs.ch für die Schweiz und auf Smashing Magazine und t3n.de für Deutschland inseriert. Unsere Stellenausschreibung war, abgesehen von ihrer Platzierung, wie die Organisation unserer Firma aber wenig klassisch.
Arbeitsweise als Employer Branding
Um unsere Philosophie des ortsunabhängigen Arbeitens zum Ausdruck zu bringen, haben wir zusätzlich zum Jobinserat extra eine Seite über unsere Arbeitsweise mit dem Wortspiel „You are required“ unter der Sub-Domain youare.required.com angelegt. Sie sollte potentiellen Mitarbeitenden ausführlich erklären, wie wir arbeiten, welche Tools und Prozesse wir nutzen und worauf wir besonderen Wert legen – aber auch im Sinne von Employer Branding die Eigenheiten unseres nicht alltäglich organisierten Remote-Teams attraktiv vermitteln.
Rekrutierung: Für das Team, mit dem Team
In unserem Rekrutierungsprozess haben wir Bewerbungen ganz einfach als E-Mails in unserer gemeinsamen Inbox gesammelt. Da wir explizit Personen mit guten Deutschkenntnissen gesucht haben, sortierten wir jene gleich aus, die diese Anforderung nicht erfüllten. Strenger selektionierten wir vorerst nicht. Allen Kandidaten und Kandidatinnen, die eine vollständige Bewerbung mit Motivation und Projekt-Referenzen einreichten, gaben wir die Chance, uns kennenzulernen. Dies natürlich per Video-Call, was ja unserer gängigen Arbeitsweise entspricht. Die Gespräche führten wir zu zweit oder zu dritt, sie wurden aber zusätzlich in Absprache mit den Bewerbenden aufgenommen, sodass sich im Anschluss jeder im required-Team einen Eindruck verschaffen konnte.
Denn bei required haben wir flache Strukturen und wenn es um die Auswahl eines neuen Teammitglieds geht, dürfen alle unsere Mitarbeitenden mitreden.
Zusammenarbeit auf Probe
In unserer Branche können sich wirklich talentierte Arbeitskräfte heutzutage ihren Arbeitgeber geradezu auswählen. Wir durften also nicht davon ausgehen, dass es nur unsere einseitige Entscheidung ist, ob wir jemanden ins Team nehmen, oder nicht. Es muss für beide Seiten passen. Deshalb lag uns schon immer viel daran, der Evaluation genügend Zeit einzuräumen. Daher haben wir bis anhin mit potentiellen Mitarbeitenden jeweils erst mehrere Monate im Freelancer-Verhältnis auf Probe zusammengearbeitet und haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Zu einer solchen Zusammenarbeit auf Probe luden wir letztlich drei Bewerber und eine Bewerberin ein. Von diesen vier interessanten Personen waren aber drei in einer Festanstellung, womit eine Freelance-Beauftragung nicht in Frage kam. Es musste also eine Probeaufgabe her.
Echtes Projekt als Probeaufgabe
Natürlich wollten wir sehen, ob die Interessierten die gesuchte Fachkompetenz mitbringen, aber vor allem auch, wie gut sie mit uns kommunizieren können. Denn in einem ortsunabhängigen Team, in dem man sich nicht täglich sieht, ist Kommunikations-Kompetenz äusserst zentral. Zudem sollte die Aufgabe sinnvoll und bezahlt sein, weshalb wir ein konkretes Projekt mit Deadline und Going-Live Termin wählten.
Ziel war es also, eine Job-Landingpage für die Front Conference in Zürich zu entwickeln. Denn, wie jedes Jahr, waren wir auch im August 2019 Contributor-Partner mit unserer Stellenplattform Freshjobs.ch und konnten so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Von den zwei Bewerbern, die die Probearbeit tatsächlich absolvierten, kam letztlich jedoch keiner als zukünftiger Mitarbeiter in Frage, weshalb wir die Landingpage dann doch selber entwickelten.
Kurz darauf bewarb sich aber jemand sehr Interessantes auf das Stelleninserat von Smashing Magazine – und unsere klassische Suche nach einem neuen Teammitglied wurde zum Erfolg.
Simon is required!
Angelehnt an unser Wortspiel “You are required” dürfen wir seit Sommer 2019 Simon zu unserem Team zählen. Er unterstützt uns in UI-Design und Frontend-Entwicklung und ist bei uns in Teilzeit auf Freelance-Basis tätig. Mit ihm konnten wir auf unsere bewährte Methode setzen und über einen längeren Zeitraum zusammen an verschiedenen Kundenprojekten arbeiten, um uns so besser kennenzulernen.
Simon stammt aus Deutschland und gehört daher zu unserer deutschen Niederlassung. Allerdings ist er uns – passend zu unserem verteilten Team – stets 5 Stunden voraus, da er zeitverschoben von Bangkok aus arbeitet. Aufgrund der Distanz konnten bis anhin noch nicht alle von uns Simon persönlich kennenlernen, einzig unser Mitarbeiter Ulrich besuchte ihn im Februar in Thailand. Durch die aktuelle Corona-Situation wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir uns alle treffen können – denn unser Firmen-Retreat, der diesen Sommer in Porto stattfinden sollte, ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Unsere Sitzungen finden also bis auf Weiteres per Video-Telefonie statt, wie meist:
Noch eine Neue!
Im Sommer 2020 stösst zudem etwas überraschend noch eine weitere Mitarbeiterin zu unserem Team. Obwohl wir nach der erfolgreichen Rekrutierung von Simon nicht mehr aktiv auf der Suche waren, blieb die Seite zu unserer Arbeitsweise weiterhin online. Corina landete über einen Blogpost via LinkedIn darauf und konnte sich derart gut mit unserer Firmenphilosophie identifizieren, dass sie sich noch am selben Tag direkt bei uns bewarb. Trotz eigentlich abgedeckter Ressourcen weckte sie unser Interesse, sodass wir auch mit ihr eine Probe-Zusammenarbeit vereinbarten.
Probeaufgabe 2.0
Die Probe-Zusammenarbeit mit Corina erstreckte sich über vier Wochen, jeweils freitags. Dies war möglich, da Corina in einem 80%-Pensum angestellt war und den Freitag normalerweise ihrem persönlichen Side-Projekt widmet.
Aufgrund der Erfahrungen mit den vergangenen Probearbeiten, wo wir den Bewerbern viel freie Hand aber wohl eher zu wenig Input und Support gegeben haben, haben wir diesmal die Aufgabe etwas anders beziehungsweise genauer gestellt. Wir haben unsere Erwartungen klar in Worte gefasst und haben kundgetan, dass wir als Team zur Unterstützung da sind und sie sich regelmässig mit uns austauschen soll. Dadurch wollten wir ihre Überlegungen nachvollziehen sowie auch eine möglichst natürliche und für unser Team normale Arbeitssituation schaffen. Corina setzte sich also jeweils freitags an die Konferenz-Landingpage wiad.freshjobs.ch und unsere Zusammenarbeit verlief sehr positiv. Sie erlebte so über ein paar Wochen, wie ein gänzliches Remote Team arbeitet. Wir konnten sie sowohl fachlich als auch menschlich näher kennenlernen.
Wir freuen uns sehr, Corina im Juni 2020 als Frontend-Entwicklerin in unserem Team zu begrüssen. Wir werden sie später in einem separaten Blog-Post eingehender vorstellen. Stay tuned!
Fazit: Klassische Rekrutierung war ein Erfolg!
Rückblickend können wir sagen, dass der für uns unkonventionelle, klassischere Weg der Rekrutierung ein Erfolg war. Wir haben offenbar auf die richtigen Stellenplattformen gesetzt und auch der Zusatzaufwand der bleibenden Seite zu unserer Arbeitsweise hat sich mehr als gelohnt. Von vier Personen, die wir zur Probearbeit eingeladen haben, dürfen wir nun zwei zu unserem Team zählen. Beide Talente hätten wir auf unsere bisherige Art, Mitarbeitende zu suchen, vermutlich nicht kennengelernt. Und viele wertvolle Erfahrungen, die wir auf diesem Weg machen durften, wären ausgeblieben. Beides möchten wir definitiv nicht missen.
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(Interview mit Karin Christen auf hrtoday.ch)
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