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Accessibility in Action: Unser barrierefreier Testimonials-Slider nach EAA-Standards

Avatar von Karin Christen
Ein Karussell mit Pferdefiguren steht am Strand.

Testimonials sind ein starkes Instrument im Webdesign. Sie schaffen Vertrauen, liefern Social Proof und zeigen, dass hinter einer Zusammenarbeit echte Menschen stehen. Oft sind sie aber in einem Format umgesetzt, das für viele Nutzer:innen nicht zugänglich ist: als animierter Slider oder Carousel. Genau hier zeigt sich, wie wichtig es ist, Design, Technik und Accessibility zusammenzudenken.

Mit dem European Accessibility Act (EAA) ist Barrierefreiheit seit Sommer 2025 für viele digitale Produkte in Europa verpflichtend. Auch kleine UI-Elemente wie ein Slider mit Referenzen von Kund:innen fallen darunter. Für uns war das ein Anlass, unseren eigenen Testimonial-Slider neu zu denken: modern im Design, technisch sauber umgesetzt und für alle Menschen zugänglich.

Warum Testimonials im Webdesign wichtig sind

Unsere Kund:innen geben uns regelmässig gutes Feedback zu unserer Arbeitsweise und empfehlen uns gerne weiter. Viele unserer treuen Kund:innen haben wir durch persönliche Empfehlungen gewonnen. Das ist besonders wertvoll in einem kleinen Land wie der Schweiz und auf einem grossen und unübersichtlichen Markt, wie dem Entwickeln von Internetauftritten.

Diesen Mehrwert wollten wir auch auf unserer Website sichtbar machen. Das Ziel war, dass jedes Projekt in unserem Portfolio zusätzlich auch die Stimme unserer Kund:innen zeigt, in Form einer individuellen Referenz.

Aus dieser Idee entstand der Testimonials-Slider auf unserer Startseite, der alle Stimmen an einem Ort zusammenführt und so ein authentisches Gesamtbild unserer Arbeit vermittelt. Das hat einen doppelten Nutzen: Interessierte Besucher:innen unserer Website erfahren mehr über unsere Projekte und gleichzeitig sehen sie, wie unsere Zusammenarbeit von Kund:innen wahrgenommen wird.

Warum der EAA auch für Slider relevant ist

Der European Accessibility Act (EAA) verpflichtet Unternehmen, digitale Inhalte so bereitzustellen, dass sie für alle Menschen nutzbar sind, unabhängig von Einschränkungen oder genutzten Geräten. Die Grundlage dafür bilden die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG).

Was bedeutet das konkret für einen Slider?

  • Er darf nicht automatisch durchlaufen, ohne dass man ihn pausieren kann.
  • Er muss mit der Tastatur bedienbar sein.
  • Screenreader sollen verständlich ansagen können, welches Element gerade angezeigt wird.
  • Inhalte müssen klar strukturiert und lesbar sein.

Gerade bei interaktiven UI-Elementen wie Carousels oder Slidern wird Barrierefreiheit schnell komplex. Aber sie ist lösbar, wenn man sie von Beginn an mitdenkt.

Unser barrierefreier Ansatz für den Testimonials-Slider

Unser Ziel war es, einen ästhetischen, modernen Slider zu bauen, der gleichzeitig alle Accessibility-Anforderungen erfüllt.

Barrierefreies Design

  • Visuell ansprechend: Fotos von Kund:innen, Namen, Rollen und Logos der Unternehmen sorgen für Glaubwürdigkeit.
  • Lesbarkeit: Klare Typografie, hoher Kontrast und einfache Sprache.
  • Sichtbare Steuerung: Buttons zum Weiterklicken sowie ein Play/Pause-Button, damit Autoplay jederzeit gestoppt werden kann.

Technische Umsetzung

  • Sauberes HTML: Jedes Testimonial ist als article ausgezeichnet.
  • Navigation: Buttons mit aria-label wie „nächste Referenz“ oder „vorherige Referenz“.
  • Screenreader-Support: Das aktive Slide wird durch aria-live="polite"⁣ angekündigt.
  • Keyboard Support: Der Slider ist komplett mit Tab, Space und Screenreader bedienbar.
  • Autoplay mit Kontrolle: Startet sanft und kann jederzeit pausiert werden. Damit erfüllen wir die WCAG-Anforderung, bewegte Inhalte nach spätestens 5 Sekunden stoppen zu können.
  • Ihr wollt es ganz genau wissen? Am Ende dieses Artikels folgt ein technischer Deep Dive in die eingesetzten Techniken.

Vorteile für alle Nutzer:innen

  • 👀 Menschen mit Sehbehinderungen hören klar, welches Testimonial aktiv ist.
  • ⌨️ Menschen mit motorischen Einschränkungen können den Slider per Tastatur bedienen.
  • ⏯️ Menschen, die Probleme mit Animationen haben, können die Bewegung mit einem Klick stoppen.

Warum die barrierefreie Umsetzung für Unternehmen wichtig ist

Viele Unternehmen fokussieren sich bei Referenzen auf das Design. Doch spätestens mit dem European Accessibility Act (EAA) reicht das nicht mehr aus. Wer nicht frühzeitig in barrierefreie Weblösungen investiert, riskiert nicht nur rechtliche Probleme, sondern auch, einen Teil der Zielgruppe auszuschliessen.

Ein barrierefreier Slider bringt mehrere Vorteile:

  • ⚖️ Rechtliche Sicherheit: Er erfüllt die Anforderungen des EAA.
  • Bessere User Experience: Auch Menschen ohne Einschränkungen profitieren von klarer Struktur und Bedienbarkeit.
  • 📈 Imagegewinn: Barrierefreiheit zeigt Verantwortungsbewusstsein und stärkt die Marke.

Unsere wichtigsten Learnings

1. Accessibility muss von Anfang an ins Konzept

Barrierefreiheit lässt sich am besten umsetzen, wenn man sie von Beginn an mitdenkt. Nachträgliche Anpassungen sind nicht nur aufwendiger, sondern sorgen meistens für eine schlechtere Umsetzung, da viel bestehende Arbeit umgeschrieben werden muss.

🛠️

Ein hilfreiches Werkzeug dafür ist HMRC’s Virtual Empathy Hub. Dieses Tool simuliert Personas mit vielfältigen, realistischen Bedürfnissen nach Barrierefreiheit. So bekommt man früh im Projekt ein besseres Gespür dafür, wie vielfältig Nutzer:innen tatsächlich sind und warum Accessibility keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist.

2. Design & Technik gehören zusammen

Schöne Animationen und barrierefreie Bedienung schliessen sich nicht aus – im Gegenteil. Mit klaren Steuerungselementen lassen sich beide Ziele erreichen.

3. Testen mit echten Tools

Screenreader, Tastaturnavigation und Farbkontrast-Checks sind Pflicht. Nur so lässt sich sicherstellen, dass eine Lösung wirklich für alle funktioniert.

4. Barrierefreiheit heisst nicht, auf interessante Interaktionen zu verzichten

Um barrierefreie Internetseiten umzusetzen, muss man nicht alle Inhalte schwarz auf weiss und untereinander ausgeben. Man darf sich mit kreativem Design verwirklichen – kein Problem, solange man die Barrierefreiheit stets im Blick hat. So konnten wir ein ansprechendes Karussell mit Autoplay umsetzen, ohne auf die typischen Accessibility-Hürden hereinzufallen.

Fazit: Accessibility als Chance im Webdesign

Ein Testimonials-Slider mit Autoplay kann modern, glaubwürdig und gleichzeitig barrierefrei sein. Mit unserer Umsetzung zeigen wir, dass Accessibility kein Widerspruch zu gutem Design ist, sondern die Basis für Nutzerfreundlichkeit und Nachhaltigkeit im Web.

Der European Accessibility Act (EAA) macht Barrierefreiheit verpflichtend – wir sehen darin eine Chance, digitale Erlebnisse für alle Menschen besser zu gestalten, von kleinen UI-Komponenten bis hin zu komplexen Plattformen.

Noch mehr zu Barrierfreiheit lesen?

Wir haben einen ausführlichen Artikel über die barrierefreie Umsetzung von Pro Helvetia geschrieben.